Brauereigenossenschaft Geisenhausen eG

Brauereigenossenschaft Geisenhausen eG

Die ersten 40 Jahre

 

In den jährlichen Generalversammlungen wurden die Genossen immer wieder aufgefordert und angehalten, doch nur Bier aus der eigenen Brauerei zu beziehen und alle Feierlichkeiten von der Hochzeit bis zur Kremeß (Leichentrunk), in der Genossenschaft abzuhalten. Die fast 100 Mitglieder waren natürlich auch die Stammkunden der Brauerei. Somit hatte die Brauerei-Genossenschaft den anderen Brauereien in Geisenhausen einen großen Vorteil im Bierabsatz voraus. Diese wirtschaftliche Vereinigung spiegelt auch alle guten und schlechten Zeiten recht deutlich wieder. Im Kriegsjahr 1915 mußte der Bierpreis wieder erhöht werden "wegen Teuerung der Rohmaterialien". Während der Generalversammlungen in der Zeit des ersten Weltkrieges gedachte man jeweils der gefallenen Mitglieder. Bereits im Oktober 1914 war Vorstandsmitglied Martin Seisenberger unter den Gefallenen. Neben diesen harten Verlusten wurde die Not der Kriegszeit an kleinen Dingen ebenfalls verdeutlicht. 1917 konnte kein Flaschenbier mehr abgegeben werden, weil das Glas zu teuer geworden war. 1919 kostete die Maß Bier für die Mitglieder schon 34 Pf., und im Februar 1920 setzte man den Preis auf 45 Pf herauf. Der älteren Generation ist die Zeit von 1920 bis 1923 noch in schlimmer Erinnerung. Da die Brauerei zum Biersieden 1920 nur 30 Zentner Kohle erhielt, mußte der Vorstand zur Selbsthilfe greifen. Man kaufte für 5000 Mark Wald und forderte auch die Mitglieder auf, Holz für die Brauerei zum angemessenen Preis zu liefern. So konnte man sich über die schwere Zeit hinwegretten. Das Inflationsjahr 1923 schlug sich notgedrungen auch in den Geschäftsbüchern der Brauerei nieder. Am 23. Mai beschloß man, die Geschäftsanteile von 100 Mark auf 5000 Mark zu erhöhen. Der Liter Bier kostete nun für Mitglieder 550 Mark, Nichtmitglieder zahlten 700 Mark. Wir wissen, daß im Herbst die Mark im Taumel der Billionen untergegangen ist. In der Generalversammlung im April 1924 gab der Vorstand nur einen mündlichen Bericht über das Geschäftsjahr 1923.

Die Bilanz wurde in Goldmark veröffentlicht. Nach der Inflation 1924 fing man auf der Grundlage der Rentenmark neu an. Ein Geschäftsanteil betrug jetzt wieder 100 Mark. Durchschnittlich kostete das Bier in den 20er Jahren um die 35 Pf. Da es früher keine großen Kühlanlagen gab, mußten die Brauereien im Winter "Eisen". Schon in der außerordentlichen Generalversammlung vom November 1910 wurde das "Eisen" angesprochen. Anfangs stellten die Mitglieder Pferde und Fuhrwerke unentgeltlich zur Verfügung. Die Eisarbeiter erhielten 3,50 Mark Tageslohn und 1 Maß Bier. In den 30er Jahren wurde dann für ein Paar Pferde 10 Mark pro Tag bezahlt. In grimmiger Kälte sägte man auf der Vils große Eisplatten heraus oder löste sie mit der Eishacke. Die Männer zerkleinerten die Platten so weit, daß dann kleine Stücke mit "Eishackeln" herausgezogen und auf die bereitstehenden Fuhrwerke aufgeladen werden konnten. Leichter ging es mit der sogenannten "Eismaschine". Das war ein Förderband, das am Vilsufer aufgestellt war. Die Eisstücke konnten einfacher und schneller auf die Wagen geladen werden. Schwere Bräurösser zogen die kalte Fracht zum Eiskeller. Dadurch konnte das Bier einigermaßen kühl gehalten werden. Die Vorstandschaft hatte sich aber auch um andere Dinge zu kümmern. Häufig brachten die Kunden Fässer und Flaschen lange nicht zurück. Fast in jeder Generalversammlung wurde gemahnt, das Leergut nicht lange zu behalten. Gerade in heißen Sommermonaten dörrten die Fässer aus und mußten deshalb wieder repariert werden. Das ging alles auf Kosten der Mitglieder. Die Politik spielte in die Geschäftsführung fast nicht hinein. Nur ganz selten steht eine Bemerkung im Protokollbuch zu lesen: So beschloß man z.B. 1920, keine sozialdemokratische Versammlung im Saal abhalten zu lassen. Am 28. Mai 1933 vermerkt die Vorstandschaft, "ein Faßl Bier bezahlen für die Hitler". Bei Kriegsende notierte Direktor Stadlöder im Protokollbuch: " Im Jahre 1945 konnte aus verschiedenen Gründen eine Generalversammlung für das Geschäftsjahr nicht abgehalten werden. Der furchtbare Krieg, welcher über 5 1/2 Jahre dauerte, nahm in den ersten Tagen des Monats Mai sein Ende. Der Markt Geisenhausen wurde am 1.Mai 1945 von amerikanischen Truppen kampflos besetzt. Die Brauerei ist bei diesen Ereignissen sehr gut weggekommen".


1946 fand auch keine Generalversammlung statt, weil die Abhaltung von Versammlungen noch immer der Genehmigung durch die Militärregierung bedurften, außerdem waren die beiden Säle durch Flüchtlinge aus dem Osten zeitweilig belegt. Wie jeder größere Betrieb erhielt auch die Genossenschaft in der Besatzungszeit einen Treuhänder. Herr Holzner aus Kimannstetten war sozusagen der Vermittler zwischen dem Betrieb und der Militärregierung. In der Zeit nach dem Krieg fehlte es an allem. Die Maschinen waren meistens überaltert. Nur selten gab es Material für Reparaturen. Die Brauerei ließ sich vom Mechaniker Hager ein Notstromaggregat aus Militärbeständen herrichten und war so für alle Fälle gerüstet. Erst 1948 wurde wieder eine Generalversammlung abgehalten. Ähnlich wie 1924 ging man bei der Währungsreform 1948 vor. In der Generalversammlung vom 2. Juli 1949 teilte man die Darlegung der Bilanz in die Zeit vom 1.Januar 1948 bis 20. Juni und vom 21. Juni (Tag der Währungsreform) bis 31.Dezember 1948. Somit meisterte die Vorstandschaft technisch diese Zeit, die wirtschaftlich große Veränderungen und Verluste, aber auch Verbesserungen mit sich gebracht hatte. Diese ersten 40 Jahre der Brauereigenossenschaft wurden von den Mitgliedern und den leitenden Persönlichkeiten mitgestaltet und miterlebt.

 

 

Vorstandschaft und Aufsichtsrat der Brauereigenossenschaft 1951

Sitzend v. l.: Henghuber Feldkirchen, Steer Höhenberg, Graf Haselbach, Hofstetter Feldkirchen, Direktor Stadlöder
Stehend v. links: Schandl Rebensdorf, Barth Neutenkam, Eibl Rettenbach, Seisenberger Ringstetten, Diewald Birken

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