Historischer Hintergrund um 1910
Um die Jahrhundertwende war Geisenhausen noch ein sehr ländlich geprägter Marktflecken. Im Ort selbst gab es an die 50 Landwirte und Geschäftsleute, die nebenbei noch eine Landwirtschaft betrieben. Auch das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben im königlich bayerischen Markt spielte sich im ländlichen Jahresrhythmus ab. 1894 entstand die Raiffeisenbank als Darlehenskasse und zur Förderung des landwirtschaftlichen Warenverkehrs. Das Umland und der Markt waren damals wie heute aufeinander angewiesen und ergänzten sich. So taten fast dieselben Mitglieder, die bei der Gründung der Raiffeisenkasse beteiligt waren, einen neuen Schritt zur gegenseitigen wirtschaftlichen Unterstützung und gründeten 1910 die Brauerei Genossenschaft. Der im Austrag lebende Bauer Josef Auer, mit Hofnamen Graf zu Lochham, lud zur Gründungsversammlung in das Seitz'sche Brauhaus ein.
"Protokoll der Gründungsversammlung
Geisenhausen, den 20. April 1910
Heute haben sich im Saale der Seitz'schen Bierbrauerei auf Einladung und unter dem Vorsitz des Herrn Josef Auer in Geisenhausen eine größere Anzahl von Bauern der ganzen Umgegend und auch einiger Bürger von Geisenhausen versammelt, um eine Brauereigenossenschaft zu errichten. Es wurde zu diesem Zweck das vom bayerischen Landesverband landwirtschaftlicher Darlehenskassen Vereine und Genossenschaften bezogene Statut verlesen und vereinbart, daß der Geschäftsanteil 100 Mark einbezahlt werden müssen. Hiernach wurde das Statut von 95 Anwesenden unterzeichnet".(Protokollauszug)
Direktor und 1. Vorstand
Josef Auer, Geisenhausen
Stellvertreter und 2. Vorstand
Martin Seisenberger, Bauer in Eiselsdorf
3.Vorstand Thomas Schratzenstaller,
Bauer in Salksdorf
Aufsichtsrat:
1. Franz Graf, Bauer in Oberhaslbach
2. Andreas Neudecker, Bauer in Salksdorf
3. Jakob Bergmeier, Bauer in Bach
4. Martin Diewald jun., Bauer in Birken
5. Mathias Fellermeier, Bauer in Gallersgrub
6. Josef Weindl, Bauer in Hörlkam
7. Josef Faltermeier, Bauer in Oberrettenbach"
Die Genossenschaft trat keinem Zentralverband oder Landesverband bei. Sie war selbständig. Die neue Brauerei-Genossenschaft Geisenhausen sollte billiges und gutes Bier und Scheps (Dünnbier) herstellen. Anfangs kostete eine Maß Bier 17 Pfennig, der Liter Scheps 8 Pfennig. 1911 stand die erste Bierpreiserhöhung an. Ab jetzt kostete die Maß Bier 18 Pf. Der Genossenschaftsgedanke beinhaltete die gemeinsame Finanzierung der Bierherstellung und dessen Verkauf. Die Geschäftsanteile pro 100 Mark wurden zu 3% verzinst. Nach einiger Zeit wurde auch eine 4% - Dividende gezahlt. Der Vorstand und der Aufsichtsrat führten die Geschäfte und legten einmal im Jahr der Generalversammlung die Bilanz vor.
Neudecker Salksdorf, Hofstter Feldkirchen, Auer Rebensdorf, Weindl Hörlkam, Schratzenstaller Matthias (Geschäftsführer) Gallersgrub, Graf Haselbach, Brunner 0tto Rettenbach, Diewald Birken |
|
Der Schloderbräu wird die Genossenschaftsbrauerei
Vor knapp 400 Jahren gab es schon den "Bierbräu auf der Bruck'n". Seit 1660 hieß die Brauerei und Gastwirtschaft Schloderbräu. 1888 ließ der damalige Besitzer Josef Seitz (daher auch Seitz'sches Brauhaus) die Brauerei neu erbauen. 1910 kauft die Genossenschaft die Brauerei und das Anwesen mit 32 Tagewerk Grund um 86 000 Mark. Die Gastwirtschaft und die dazugehörige Landwirtschaft werden an Georg Bichler verpachtet. Der Genossenschaft gehört nun eine Brauerei mit Gastwirtschaft und ein landwirtschaftliches Anwesen; dazu wird der Schloderkeller noch erworben, die heutige Pizzeria Pepone.